Kunst
in der Landschaft 3 (1996)
Die Welle
Dass
sich die einzelnen künstlerischen Gattungen längst von
einer strikten Bindung an verbindliche Gestaltungstechniken emanzipiert
haben, und der schöpferische Akt nicht mehr unmittelbar au
der virtuose Materialbeherrschung demonstrierenden. Umsetzung
eines Konzeptes verifiziert werden kann, hat zur Vorstellung vom
offenen Kunstwerk geführt, das die eindeutige Konstitution
von Sinn und Bedeutung verweigert. Kunst versteht sich in immer
stärkerem Maß als eine Dienstleistung, als
Schaltstelle, die zwischen den verschiedenen Wirklichkeitsebenen
vermittelt. In einer zunehmend über Bildmedien
kommunizierenden Gesellschaft setzt sie Bilder frei, die unmittelbar
berühren, jedoch, um als Kunstwerk entziffert zu werden,
einer sprachlich interpretierenden Wahrnehmung bedürfen,
wobei die Struktur des Werkes verschiedene Deutungen nahe legt
und erlaubt. Formale Attraktivität bildet in diesem Kontext
keinen Widerspruch zu faszinierendem, potentiell mehrdeutigem
Gehalt. Die aus verleimtem Fichtenholz geschnittene und verschraubte
Gitterstruktur, die sich, auf zwei Ständer gestützt,
als riesiger, augenfälliger Fremdkörper in der Landschart
und der Bewunderung der Passanten sonnt, reklamiert eine respektvolle
Beachtung der markanten Struktur, der Dimension und der zeit-
und arbeitsaufwendigen tischlerischen Ausführung, die ihrerseits
nichts über die konkrete künstlerische Handschrift ihres
Schöpfers verrät. Wer sie de facto angefertigt hat,
ist unerheblich. Das nach zwei Seiten offene, geometrisch strenge
Motiv mit unendlichem Rapport stellt eine detailgetreue Umsetzung
der Entwurfszeichnungen dar. Sie repräsentiert keinen konstruktiven,
in den Raum eingreifenden Gestaltungswillen, sondern prägt
sich der Wahrnehmung mit ihrer aus der Distanz fast zweidimensional
wirkenden Erscheinung als bildhafte Ansicht ein. In der Fernsicht
erscheint die vollendete Form als attraktiver Blickpunkt, der
in der Zusammenschau mit der malerischen Landschart zum mystischen
Panorama verschmilzt.
Edith Almhofer
X.Zurschaustellung
unnötiger Produkte (1995) Zwischenzeit (Bahnhof Rosenheim)
Tapeten in einer Bahnhofpassage.
Eine Bahnhof-Unterführung, ais
skurriler kalter Ort, aus Beton, Eisenschienen und zwei Reihen
Neonlampen. Die Betonmauern sind grau, und alles was im Ursprung
nicht grau wäre, ist grau angestrichen, die farbigen Werbetafeln
gelten als Blickfang.
Ein Ort, wo jede Person mindestens schon einmal war, ein Ort,
durch den die Leute in Eile durchgehen, wo niemand was verloren
hat, oder doch? Jeder eilt zwischen Bahnhofshalle, Gleis und Arbeitsplatz,
nach Hause, man versucht zumindest, das Bahnhofsgelände schnell
zu verlassen.
Ich habe versucht, in diesem Ambiente (etwas zu schaffen) Wohnlichkeit
zu schaffen. Tapeten bringen Wärme in einen Raum. Auf der
Decke dieser Bahnhofspassage habe ich sechs Holzfasertapeten befestigt.
Auf den Tapeten wurden einfache Muster gemalt. Sie erinnern an
Motive aus den primitiven Kulturen, bemalt mit Acrylfarben in
rotbraunen Tönen. Die Goldlinie als verbindendes Element
weist auf den Wert der Begegnung zwischen den Bahnhofspassanten
hin.
Das Ich erkennt das Du, es gibt Dialog und das ist goldeswert.